
Das Spiel
Zur Zeit schreibe ich an einer Wirtschaftssimulation. Wer noch aus alten Zeiten Spiele wie Hanse oder Patrizier kennt, kann sich darunter sicher schon etwas vorstellen. Für alle anderen sei gesagt, dass man bei solchen Spielen mal ungehemmt mit dem großen Geld um sich werfen kann, ohne dabei schlecht schlafen zu müssen. Gespielt wird das Spiel nicht über eine zu installierende Software, sondern über einen wohl auf den meisten PCs vorhandenen Internetbrowser. Viele Spieler spielen gemeinsam in einer virtuellen Welt, handeln mit Waren, bauen Fabriken, kommandieren Frachterflotten und gründen gemeinsame Aktiengesellschaften.

Ananas für Hamburg
Ausgerüstet mit einem Grundkapital beginnt der Spieler seine Kariere. Er kann sein Geld in eigene Unternehmungen stecken, zum Beispiel den Kauf einer Plantage auf der er Ananas anbauen kann, um diese später am Markt mit Gewinn zu verkaufen. Da nach der Ernte der Markt nicht nur mit der Ananas aus der eigenen Plantage überschwemmt wird, sondern nun zusätzlich auch die Ernten der Konkurrenz ihre Abnehmer suchen, gehen die Preise am lokalen Ananasmarkt immer kurz nach der Ernte in den Keller. Um das ganze Jahr über Ananas verkaufen zu können, investiert der Spieler nun seinen kargen Gewinn aus der ersten Ananasernte in weitere Lagerhallen. Diese Strategie geht auf, während die Konkurenz ihre Ananas kurz nach der Ernte für einen Spotpreis verkauft, verkauft er seine Ananas nun mit hohem Gewinn, wenn die Preise sich wieder erholt haben, während auf den Feldern wieder neue Ananas heran wächst. Mit den hohen Gewinnen lassen sich die Ananasplantagen schnell weiter ausbauen und die Beteiligung von 30% an einer Stahl-Aktiengesellschaft eines Spielers aus Ülzen bringen ihm zusätzliche Gewinne und den Posten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzender der Ülzen-Steal AG. Die ständig steigenden Mengen von produzierten Ananas haben die Preise am lokalen Markt in den letzten Jahren stark fallen lassen. Doch auch hier wählt der Spieler die Flucht nach vorne. Im fernen Hamburg wird Ananas fast mit Gold aufgewogen, von daher gründet der Spieler die Anna-Frachter AG und bittet seinen Kollegen aus Ülzen sich mit 20% zu beteiligen. Weitere 29% der Aktien an der Anna-Frachter AG übernimmt die Ülzen-Steal AG und sollen später wieder mit Gewinn an der Börse verkauft werden. Der Spieler hält 51% an Anna-Frachter und nimmt den Posten des Vorstandsvorsitzenden ein. Mit einem Grundkapital von 10 Millionen Euro kann die Aktiengesellschaft nun einen der neusten und größten Frachter der Spielwelt kaufen, um damit Ananas nach Hamburg zu bringen. Nach gut drei Monaten realer Zeit ist die erste Spielrunde vorbei. Der Spieler ist nicht der Reichste geworden, aber er führt die Liste der weltgrößten Ananaszüchter souverän an. Für die nächste Spielrunde nimmt der Spieler sich vor, von Beginn an sein Glück mit dem Transportgewerbe zu versuchen.